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So darf Sprache nicht – missbraucht werden


Dass Geiz angeblich geil ist, wissen wir nun fast ebenso lange wie dass wir nicht blöd sind. So jedenfalls wollen uns das die Marketingstrategen von Media Markt weismachen. Ganz schön blöd ist allerdings der neueste Werbeslogan des Elektronikriesen Saturn, der wie die Schwester Media Markt ebenfalls zur Metrogruppe gehört: "So muss Technik". Wie gut, dass wir das jetzt auch wissen. Doch was wissen wir eigentlich, nachdem wir diese drei Worte gehört haben? Dass Technik … so teuer, so kompliziert, so unverständlich … sein soll? Aber nein, natürlich will man uns glauben machen, dass Technik so wie bei Saturn funktionieren muss. Aber wer unpräzise formuliert, lässt Raum für Interpretationen.

Nehmen wir also wohlwollend an, dass die Werbeleute bei Saturn natürlich wissen, wie man einen korrekten Satz mit Verb bildet, so darf man sich als gebildeter Konsument doch fragen, warum die deutsche Sprache hier wieder einmal auf dem Altar des vordergründigen, geistlosen Witzes geopfert wird. Wir könnten nun rechtfertigend anführen, dass die eben dem Volk aufs Maul geschaut haben, denn viele Menschen reden nun einmal so und bilden ihre Sätze ohne Tätigkeitswort. Also begegnet man sich auf Augenhöhe und verständigt sich auf der grammatikfreien Instinktebene.

Da wir ja, wie bereits konstatiert, nicht blöd sind, wissen wir natürlich, dass die wissen, dass sich diese falschen Sätze eben gerade ihrer Fehler wegen besonders gut merken lassen. Die einen hören hin, weil sie denken, Mensch, die reden ja wie ich, die verstehen mich. Die anderen hören hin, weil ihnen auffällt, dass da etwas nicht stimmt. Und schon glaubt man beide Kunden an der Angel zu haben. Aber zu welchem Preis?

Die Werbung ist voll von diesen verbalen Entgleisungen oder vielleicht sollte man besser Volksverdummungen sagen. „Kann ich ein Pingui“ – so lautet zum Beispiel der Werbeslogan der Firma Ferrero, der sich gezielt an Kinder richtet, und vormacht, wie man es eben nicht richtig macht. Denn die Kinder merken sich leider nicht nur den Inhalt, sondern auch die Form der Werbebotschaft. Wen wundert es da noch, dass an manchen Universitäten bereits Alarm geschlagen wird, dass es vielen deutschen Erstsemestern vor allem in den geisteswissesnchaftlichen Fächern an elementarem Kenntnissen ihrer Muttersprache mangelt.


Ist es denn zu viel verlangt, dass diese Marketingsentenzen sich an den Regeln der deutschen Sprache orientieren und in Form und Inhalt nicht die Intelligenz und Bildung ihrer potentiellen Kunden beleidigen. Oder ist das die eigentliche versteckte Metabotschaft, dass die Marketingverantwortlichen ihre Kunden für so dumm halten, dass sie es ihnen nicht wert sind, sie mit geistreichen, witzigen und grammatikalisch richtigen Slogans zu umwerben, weil die sich Sätze mit mehr als drei oder vier Wörtern nicht merken können?

Aber mal ehrlich, wer glaubt schon, dass die etwas von Technik verstehen, wenn die noch nicht einmal einen richtigen Satz bilden können. Und denken wir die Worthülse mit dem Kinder Pingui weiter, die zweifellos darauf abzielt, dass wir den süßen Riegel essen sollen – diese erstaunliche Transferleistung wird dann doch von den Kunden erwartet. Nun, man muss nur genug von diesen Dickmachern essen, dann kann man tatsächlich ein Pingui … werden.
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